Museumsbrief Nr. 13, Ausgabe 1/2010 Das Dorf Sieblos, ein kleines Rhöner Straßendorf

Von: Hans-Jörg Hauke
auf 01 Januar 2010

Das Dorf Sieblos, ein kleines Rhöner Straßendorf

Hans-Jörg Hauke - 2010

Abb 01
Abb 1: Dorfstraße in Sieblos (Rhön). Lang- und kurzgeschindelte Häuser, meist grün und blau gestrichen.
Beispiel für das Durchgehen eines Farbenstiles durch das ganze Dorf.


Sage:

Weil die Höfe am Würthenstein, zwischen Wasserkuppe und Pferdskopf gelegen, aufgrund der Höhenlage und schlechter Zeiten ihren Mann nicht mehr ernährten, beschlossen die Bauern, unten im Tal ein neues Dorf zu bauen.
Da sie sich aber nicht auf eine Stelle einigen konnten, sollte der Zufall oder Gott selber den neuen Siedlungsplatz bestimmen. Deshalb ließen sie dort oben ein großes rundes Sieblos. Da, wo es liegenblieb, entstand Sieblos.

Inmitten des Naturparks im Biosphärenreservat Rhön an der Westflanke der Wasserkuppe, im Tal der oberen Haardt zwischen Wasserkuppe und Weiherberg, nordöstlich von Poppenhausen, liegt das kleine Straßendorf Sieblos, in dem rund hundert Menschen leben. Erstmals erwähnt wird die Siedlung im Jahr 1441 als fuldisches Lehen der Herren von Ebersberg, genannt Weyhers. Damals hieß das Dorf noch Sieboldes, benannt nach seinem Gründer, einem Siebold, der hier wohl das erste Anwesen errichtet hat („Sieboldes“ = Hof des Siebold).
Wann das war, ist nicht bekannt, sicherlich aber vor dem Jahr 1200. Spätere Ortsnamen waren Siebelts und Sielos. Begütert waren außerdem die Propstei Michaelsberg sowie die Herren von Merlau, von Berlepsch, Specht von Bubenheim, von Steinau, genannt Steinrück, von Mansbach und von Thüngen. Sie alle waren Pächter der Höfe und Ländereien (Lehen), die dem Stift Fulda (Lehnsherr) gehörten und ihrerseits Höfe und Ländereien weiterverpachtet haben an die dort lebenden Bauern (Lehnsmänner), die anfangs noch Leibeigene waren und ihre Abgaben und Arbeitsleistungen an die jeweiligen Adelsfamilien entrichten mussten. 1802 gehörte der Ort zum fuldischen Oberamt Weyhers und zum Propsteiamt Michaelsberg
(Vogtei Poppenhausen, Gericht Lütter v. d. Hardt). – Kirchlich gehört Sieblos zur katholischen Pfarrei Poppenhausen.

Klimaeinflüsse und Missernten machten den Menschen das Leben immer wieder schwer. Im 16. Jahrhundert kam die so genannte kleine Eiszeit, ein allgemeiner Temperaturrückgang über Jahrzehnte, die 1560 einsetzte und die Ernteerträge erheblich schmälerte.
Auch der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) ging an Sieblos nicht spurlos vorbei. Zahlreiche Truppen zogen durch die Rhön und wurden in vielen Ortschaften einquartiert. Die Bauern wurden zu unerträglichen Abgaben, Hand- und Spanndiensten herangezogen. Die Pfarrei Poppenhausen/Sieblos bekam in dieser Zeit einen reformierten Priester. Die Schweden setzten sich nach ihrer Niederlage bei Nördlingen 1634 in der Rhön fest und legten am Reesberg eine Schanze und einen Laufgraben an. Von hier aus machten sie ihre Raubzüge in die Rhöndörfer. Hungersnöte und der Ausbruch der Pest suchten die Bewohner heim. Besonders 1635 forderte die Pest auch in Sieblos sehr viele Opfer. Die Bewohner der Pfarrei Poppenhausen/Sieblos legten deshalb am 21.06.1647 das Gelöbnis ab, dass sie in jedem Jahr am Freitag nach Christi Himmelfahrt eine Wallfahrt zum Stein bei Poppenhausen machen wollten. Das Gelöbnis wird nach wie vor eingehalten. Ab 1656 war Sieblos kein fuldisches Lehen mehr, denn in diesem Jahr wurde die gesamte buchonische Ritterschaft für unabhängig erklärt. Die Adelsfamilien standen nicht mehr länger im Lehensverhältnis zum Fürstabt von Fulda, sondern waren unmittelbar dem Kaiser unterstellt. Doch verloren sie nach und nach die alten Vorrechte der Adligen, besonders seit Beginn des 18. Jahrhunderts. Im Jahre 1681 hatte „Sielos“ 176 Einwohner (darunter zwei Lutheraner). 125 durften die Kommunion empfangen, waren also mindestens 14 Jahre alt. Als 1701 dem neu gewählten Fuldaer Fürstabt Adalbert I. von Schleiffras (dem Domerbauer) im Amtsort Weyhers gehuldigt werden sollte, verweigerten dies ihm 3 Bauern aus Sieblos (Klas Gehr, Hans Pfeffermann und Hans Weber).
Eine Teuerung infolge schlechter Ernten brach in den Jahren 1770 – 1772 über die Bevölkerung herein. Viele starben an der Hungerseuche. Nur der Umstand, dass schon längere Zeit vor dem Siebenjährigen Krieg, nämlich im Jahr 1718, der Kartoffelanbau in den Dörfern der Hohen Rhön Eingang gefunden hatte, ist es zu verdanken, dass die Not nicht noch größer wurde. Im Zuge der Säkularisation ging das Fürstentum Fulda 1802/1803 an den Erbprinzen von Nassau/Oranien über.

Von 1806 bis 1810 war das neue Fürstentum Fulda einer französischen Militärregierung unterstellt. Im Jahre 1810 wurde es dem neugeschaffenen Großherzogtum Frankfurt zugewiesen.
1813 hatte auch unser Raum unter den Durchzügen der Franzosen und der ihnen nachfolgenden Verbündeten zu leiden. Russische Kosaken durchquerten von Thüringen aus die Rhön und bedrängten und beraubten die Dörfer. Die Sterblichkeit stieg infolge des namentlich von den Russen eingeschleppten Fleckfiebers. – Im Jahr 1816 kam das Gebiet des späteren Kreises Gersfeld (damit auch Sieblos) an Bayern. Während der bayerischen Verwaltung gehörte der Bezirk Gersfeld zum Untermainkreis mit der Hauptstadt Würzburg. Sieblos war dem bayerischen Landgerichtsbezirk Weyhers zugeteilt. Ein besonderer Förderer der Rhön war der bayerische König Maximilian II. – Nach dem Kriege (1866) wurde der Bezirk Gersfeld preußisch und gehörte zur preußischen Provinz Hessen Nassau, nach 1945 zum jetzigen Bundesland Hessen.

Kirche St. Laurentius

Die Gemeinde Abtsroda-Sieblos ist mit ihrer Kirche in Sieblos eine Filiale (Kuratie) von Poppenhausen. Wohl um 1750 stand in Sieblos an der Stelle, wo heute im Backhaus/Holzfällerstuben das leibliche Brot bereitet wird, eine kleine Kapelle. Die erste Kirche wurde im Jahr 1836 gemeinsam von den Siebloser und Abtsrodaer Bürgern errichtet und 1837 zu Ehren des Hl. Laurentius geweiht. Damals hatte sie aus Kostengründen noch keinen Turm. Dieser kam erst 1871 hinzu. Er besaß eine leicht gedrungene Haube im Echterstil, eine Gliederung aus Sandsteinsimsen sowie runde Schalllöcher. Das Kirchenschiff hatte vier Fensterachsen mit Rundbogenfenstern, einen Haupteingang hinten, so wie einen Seiteneingang zur Straße hin. Das Innere war im neoromanischen Stil gehalten.
Der niedrige Altaraufbau ließ das darüber liegende farbige Rundfenster mit der Darstellung der Hl. Dreifaltigkeit zur Geltung kommen. Links vom Chorbogen hing eine einfache Kanzel und rechts stand ein anspruchsloser Marienaltar. Die Bretterdecke war bemalt und beschriftet mit den Zitaten der acht Seligkeiten so wie floralen Verzierungen. Die Wände schmückten zahlreiche gipserne Heiligenfiguren im Nazarenerstil. Der Baukörper dieser alten Kirche blieb als Querschiff der heutigen weitestgehend erhalten.

Abb 02   Abb 03
Abb 2: Die alte Siebloser Kirche, links der Giebel der alten Schule   Abb 3: Kommunion im Innenraum der alten Kirche

 

Im Glockenturm hängt ein Viergeläute mit den Schlagtönen gis, b, c, dis. Die drei größeren Glocken tragen ein Medaillon mit der Inschrift: MICH GOSS KARL CZUDNOCHOWSKY 1. BACHMAIR NACHFOLG. 1949. Darunter ist noch eingeritzt: U. LORENZ KLAUS HEIDINGSFELD. Die Flanke schmücken folgende Reliefs mit entsprechenden Inschriften: 1. Laurentius: HL. LAURENTIUS BITTE FÜR UNS. 2. Gottesmutter: AVE MARIA. 3. Herz Jesu: HL. HERZ JESU ERBARME DICH UNSER. Alle Glocken haben am Schlagring einen Zierreifen und am Hals zwischen einem doppelten und einem einfachen Zierreifen mit Ornamentband folgende Umschriften:

1.GESTIFTET VON DER GEMEINDE SIEBLOS. 2. GESTIFTET VON DER GEMEINDE ABTSRODA. 3. GESTIFTET VON WOHLTÄTERN. Bei der kleinsten Glocke befindet sich am Hals in einem Ornamentband ein Medaillon mit Inschrift: GEGOSSEN VON GEBR. KLAUS HEIDINGSFELD 1926. Darunter steht zwischen Zierreifen: GESTIFTET VON WOHLTÄTERN. Die Flanke ziert ein St. Josefs-Relief mit Inschrift: HL. JOSEF BITTE FÜR UNS..

Abb 04
Abb 4: Glockenweihe 1949

 

KIRCHENERWEITERUNGEN

1959 bis 1960 wurde die kleine Kirche nach Plänen vom Regierungsbaumeister Erwin van Aaken, Würzburg, erweitert. Die Neubauteile fügen sich mit dem erhöhten Turm der alten Kirche glücklich zusammen. So hat die Kirche von außen eine grundlegende und anmutige Bereicherung erfahren und ist ein ansprechender moderner Bau geworden.

Abb 05
Abb 5: St. Laurentius heute mit neugestaltetem Kirchvorplatz und Ehrenmal


Die Ausstattung des Kirchen- und Altarraumes wurde im Stil des damaligen Zeitgeistes neugestaltet. Am 16.12.1962 wurde die elektrische Kegelladerorgel mit 12 Registern, zwei Manualen und dem Pedalwerk der Orgelbaufirma Erich Hey und Sohn, Sondheim/Rhön, eingeweiht. 1987 erfolgte eine grundlegende Kirchenrenovierung, die erhebliche Veränderungen mit sich brachte. Unter der Leitung von Restaurator Willi Kiel, Lehnerz, wurde ein neuer Hochaltar (Retabel) mit Volksaltar in barocken Formen aufgestellt. Der vorhandene Tabernakel blieb erhalten. Die drei großen Figuren Laurentius, Petrus und Paulus schuf Günter Metz aus Langenleiten. Von ihm stammen auch die neuen Kreuzwegreliefs. Das Rundfenster mit der Darstellung der Hl. Dreifaltigkeit aus der alten Kirche, auch drei der vielen alten Gipsfiguren, nämlich Josef, Antonius von Padua und die Pieta, fanden wieder einen Platz, wie auch die holzgeschnitzte Strahlenkranzmadonna, die in der alten Kirche am Marienaltar stand. Eine Bereicherung sind die beiden großformatigen barocken Ölbilder: „Erlösung der armen Seelen aus dem Fegefeuer“ von Andreas Herrlein und „Tod des Hl. Josef“ von einem unbekannten Maler. Der Kirchenraum erhielt eine neue Holzdecke und der Kirchturm einen neuen Helm, der jetzt wieder wie ursprünglich, vom Viereck ins Achteck übergeht.

Schule

In der Folge der Säkularisation wurde der Südteil des alten Hochstifts Fulda, und damit auch Sieblos, in das neu gegründete Königreich Bayern 1816 eingegliedert. Hauptsächlich während der Regierungszeit von König Maximilian II. (1848 – 1864) wurden sehr viele Straßen und Schulen gebaut. Auch ließ er eine Verwaltungsreform durchführen, die die Dörfer Abtsroda, Sieblos und Tränkhof zur Gemeinde Abtsroda zusammenschloss. Zu dieser Zeit bestanden im Schuldistrikt Weyhers 10 Werktags- und Sonn- und Feiertagsschulen. Am kompliziertesten lagen die Verhältnisse im Schulsprengel Abtsroda-Sieblos. Die beiden Dörfer unterhielten eine Schule, hatten aber zwei Schulhäuser, eines in Abtsroda, das andere in Sieblos, weil jedes Dorf darauf bestand, dass der Unterricht zeitweise im eigenen Dorf erteilt wurde. Es wurde deshalb 4 Jahre lang in Abtsroda und ebenso lang in Sieblos Schulunterricht abgehalten. Der Lehrer wohnte innerhalb dieses Zeitraumes jeweils in Sieblos bzw. in Abtsroda. Die Siebloser Schule stammte aus dem Jahr 1848. Das Gebäude existiert heute nicht mehr, es stand links neben der Kirche.

Abb 06
Abb 6: Alte Siebloser Schule


Am 1. August 1911 brannte die Abtsrodaer Schule ab. Schon lange bestand ein Streit zwischen Sieblos und Abtsroda über ein neues Schulhaus, weil das Abtsrodaer seit geraumer Zeit baufällig war. Abtsroda ließ sich in unzähligen Versammlungen allenfalls auf ein neues Gebäude genau auf halber Strecke zwischen den beiden Orten ein. Sieblos wollte seine Schule im Dorf behalten. Nach über 50 Jahren konnte der Streit beigelegt werden. Die neue zweitklassige Schule wurde 1953/54 in Sieblos gegenüber der Kirche gebaut.

Abb 07   Abb 08
Abb 7: Abriss der alten Schule durch eine Pioniereinheit der Bundeswehr   Abb 8: Neue Siebloser Schule


Mit der allgemeinen Schulreform Anfang der 1970er Jahr erfolgte die Auflösung. Das Gebäude wurde zunächst als Gaststätte genutzt und später in Wohnungen umgebaut.


Fossilienfundstelle „Braunkohlen“- Grube Sieblos

Siehe Museumsbrief Nr. 1. September 94, Ausgabe 1/94 und Museumsbrief Nr. 5. Februar 1997, Ausgabe 1/97 !

Abb 09

Abb 9: Fossilienfundstätte: Sieblosmuseum im Rathaus und Fossilienfundstelle südlich von Sieblos mit 30 Mio Jahren alten Exonaten

 

RAD/FAD-Baracke in Sieblos – lästiges Überbleibsel oder Mahnmal, so die Fuldaer Zeitung am 22. April 1993

Anm: RAD: Reichsarbeitsdienst, FAD: Frauenarbeitsdienst, RADwJ: Reichsarbeitsdienst weibliche Jugend

Während des „Dritten Reiches“ schufen die Nationalsozialisten mit dem Arbeitsdienst ein Instrumentarium, um auch das Fuldaer Land in eine „Musterregion“ umzuformen. Hierzu wurde der „Rhön-Aufbauplan“ ins Leben gerufen. Zu dessen Aufgaben gehörten Straßenbau, Entsteinung der Flächen, Rodungen und Aufforstungen. Auch für 18 bis 25-jährige Frauen gab es Lager. Ihr Einsatz wurde als „Dienst bei den Bäuerinnen“ deklariert. Ein RADwJ-Lager bestand aus drei Kameradschaften von je zwölf Maiden. Bereits im Frühjahr 1935 kamen die ersten Angehörigen des FAD nach Sieblos und waren einquartiert im Nebenhaus des Bauernhofes Vey. Während des Krieges waren im gleichen Gebäude französische Kriegsgefangene untergebracht.

Abb 10
Abb 10: Aufnahme einer damaligen "Arbeitsmaid" 1935

 

1941 waren in der Lagergruppe 112 Fulda (Rhön) 13 Lager des RAD/FAD für die weibliche Jugend eingerichtet, so auch seit Frühjahr 1935 in Sieblos ein Frauenlager mit 26 „blauen Arbeitsmaiden“, (so die damalige Bezeichnung). Über dem Lagereingang prangte einst die Abkürzung „ALOP“ für Arbeit/ Liebe/Opfer. Die so genannten „Arbeitsmaiden“ wurden überwiegend im Umfeld zur häuslichen Unterstützung eingesetzt. Eine RAD-Baracke, ehemalige Führerinnenbaracke, befindet sich heute noch in einem relativ guten Zustand. Nach dem Krieg übernahm der Caritasverband der Diözese Fulda das Lager bis 1989. Nach 1945 wurde das Lager genutzt als Notunterkunft für Flüchtlinge aber auch als Wohnung für Heimatvertriebene und bis 1962 als Kinder- und Jugendheim, danach bis 1989 für Jugendfreizeiten (Anmerkung: der Caritasverband der Diözese Fulda verfügt über keine Unterlagen des Jugendund Freizeitheimes Sieblos).

Abb 11   Abb 12
Abb 11: Speiseraum 1951   Abb 12: Waschraum 1951

 

Besonders während der Berlinblockade vom 24.06.1948 bis 12.05.1949 diente das Lager der Jugendarbeit für Berliner Kinder und Jugendliche. Vom Lager existiert heute nur noch die ehemalige Führerinnenbaracke. Sie gehört heute der katholischen Pfarrgemeinde Dipperz und wird für Jugendarbeit genutzt. Aufgrund der noch guten baulichen Substanz bietet sich die Baracke als Denk- und Mahnmal an. Diese Anregung wurde bereits 1996 von Michael Mott dem Kreisausschuss des Landkreises Fulda empfohlen.

Abb 13
Abb 13: Ehemaliges "Führerinnenhaus", westlicher Ortsausgang Sieblos, heute noch erhalten-


Das ehemalige RADwJ-Lager (11/112) Sieblos bestand aus fünf Baracken und einem Bunker (siehe Bildbeschreibung).
Anm.: Das Wort „Baracke“ wurde seinerzeit für RAD-Lager nicht offiziell benutzt: Es hieß „Führerinnenhaus“, „Verwaltungsholzhaus“, „Wirtschaftsholzhaus“, „Mannschaftshaus, „Waschhaus“....

Abb 14  
Abb 14: Zwei dahinter querstehende Unterkunftsbaracken, eine Küchenbaracke, vorne links, eine Speiseraumbaracke zwischen Küchen- und Führinnenbaracke, auf dem Bild nicht ersichtlich, wurde später erbaut und diente nach dem Krieg vor allem während der Berlinblockade als Schulgebäude, da die Kapazität der Dorfschule nicht ausreichte.  

 

Abb 15  
Abb 15: Reste des Bunkers, Aufnahme von 1989  


Der Bunker hatte zirka 70 m2 Grundfläche. Während des Krieges wurden im Bunker Theateraufführungen durchgeführt. Die Reste des Bunkers wurden 1989 eingeebnet.


Dorfgemeinschaft – Zeitgeschichte der Ortsnachbarn (Waldgenossenschaft) Sieblos

Vor einhundertdreißig Jahren wurden in der Rhön die gemeinschaftlich genutzten Waldungen und Hutungsflächen in den einzelnen Gemeinden unter den berechtigten Ortsnachbarn aufgeteilt. In Sieblos ist bewusst darauf verzichtet worden. Stattdessen wurden die zur Teilung anstehenden Flächen von ca. 120 ha als gemeinschaftliches Eigentum in das neu angelegte Grundbuch eingetragen. Während in den meisten anderen Gemeinden mit der Aufteilung jeder Ortsnachbar nun auf seinen Flächen allein wirtschaftete, wurden die Flächen in Sieblos weiterhin gemeinschaftlich genutzt.
1960 wurden in einem Flurbereinigungsverfahren die Hutungsflächen auf die Ortsnachbarn anteilig übertragen. Neben der reinen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung wurden zur Verbesserung der Infrastruktur und Lebensqualität von den Ortsnachbarn folgende gemeinschaftlichen Projekte für Sieblos durchgeführt:

  • 1912 Bau der gemeinschaftlichen Wasserversorgung Struttquelle
  • 1928 Neubau des gemeinschaftlichen Backhauses
  • 1954 Ankauf der „RAD“- Quelle und Neubau des Hochbehälters mit Feuerlöschbecken
  • 1960 Anbau des gemeinschaftlichen Gefrierhauses an das bestehende Backhaus
  • 1972 Erneuerung der gemeinschaftlichen Wasserleitung im Ortskern
  • 1990 Errichtung des gemeinschaftlichen Kinderspielplatzes
  • 1999 Aufstockung des Back-Gefrierhauses zu einem Bürgerraum im Rahmen der Dorferneuerung
  • 2000 Neufassung der ehemaligen „RAD“- Quelle und Erneuerung der Wasserleitung bis zum Ortskern
  • 2002 Installation einer Filter-Entsäuerungsanlage mit UV-Entkeimungsanlage im Hochbehälter ohne chemische Zusätze
  • 2008 Bau der Holzhackgutheizungsanlage Sieblos
Abb 16   Abb 17
 Abb 16    Abb 17

 

Abb 18
Abb 18: Holzhackgutheizungsanlage Sieblos:
Erstellt in Eigenleistung. Ebenso die Fernwärmeleitung für die 32 angeschlossenen Haushalte.
Das Holz wird durch die Waldgenossen im eigenen Wald geschlagen.

 

Alle Projekte und Anlagen sind gemeinsam geplant, finanziert und überwiegend in Eigenleistung komplett erstellt worden. Durch diese gemeinschaftlichen Projekte wird das Dorfleben und Miteinander in Sieblos immer wieder neu und nachhaltig geprägt. Sie stehen für den Gemeinbedarf allen Bürgerinnen und Bürgern zu gleichen Bedingungen zur Verfügung.

Abb 19   Abb 20
Abb 19: Historisches Bild - Waldgenossen bei der Arbeit   Abb 20: Erste Zweimannmotorsäge der Waldgenossen
Abb 21   Abb 22
Abb 21; Historisches Hirtenhaus   Abb 22: Sieblos gestern
Abb 23   Abb 24
Abb 23: Sieblos heute   Abb 24: Sieblos heute - eine einmalige nachahmenswerte Dorfgemeinschaft

 

Das Leitbild der Siebloser Bürgerinnen und Bürger für die Zukunft lautet: Eigeninitiative, örtliche Partnerschaft
so wie Weiterentwicklung der örtlichen Lebensqualität.

Sehenswertes

  1. Einer der ältesten Steinbildstöcke der Rhön mit der Jahreszahl 1623, etwa 200 Meter außerhalb des Dorfes an der Straße nach Tränkhof
  2. Vierzehnnothelferbildstock am unteren Dorfende von 1767
  3. Hochkreuz neben der Kirche von 1881
  4. Hochkreuz am unteren Ortsausgang links von 1901
  5. Farbiges Betonglasfenster (Jüngstes Gericht) von Agnes Mann in der Friedhofshalle von 1970
  6. „Heiligenhäuschen“ Wegekapelle (ehemals „Wiegehäuschen“) der Familie Böhm zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes am unteren Ortsende von 2007
  7. Ehrenmal der Gefallenen und Vermissten des 1. und 2. Weltkrieges, rechts neben der Kirche
  8. Ehemalige Braunkohlegrube Sieblos mit Schautafel
  9. Historisches Hirtenhaus (ehemals Familie Schmelz, rechts neben der Kirche)

Literatur:

175 Jahre Landkreis Fulda, Jahrbuch 1996

Egon Bott, persönliche Aufzeichnungen

Michael Mott: Die Tätigkeit des Reichsarbeitsdienstes. In: Kreisausschuss des Landkreises Fulda (Hrsg.): Geschichte und Aufgaben des Landkreises Fulda. Monographie    zum 175-jährigen Kreisjubiläum Fulda 1996, S. 242 – 252

Michael Mott: Bildstock aus dem 30jährigen Krieg in Sieblos, in: Bubl. 63. Jahrg., Nr. 21, 31. Aug. 1990, S. 82

Michael Mott: Zeitzeugen des Dritten Reiches in der Rhön - RAD-Baracke in Sieblos, in: FZ 22. April 1993, S. 13 Serie „Denk-mal!“ (mit nachfolgenden Leserbriefen)

Erwin Sturm: Die Bau und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes, Band 1, Altkreis 2. Aufl., Fulda, 1989

Han-Jörg Hauke: eigene Nachforschungen und Gesprächsnotizen von Zeitzeugen ab 1935


Verfasser: Hans-Jörg Hauke, Brückenstr. 6, D - 36163 Poppenhausen/Wasserkuppe



Copyright: Sieblos-Museum Poppenhausen